Gewürze für die Seele

Die besten Erzeuger Deutschlands: Spirit of Spice

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TEXT Nick Pulina | FOTOS Spirit of Spice

Schauen Sie einmal in Ihr Gewürzregal. Finden Sie dort auch das Tonkabohnen-Orangensalz, das Sie unbedingt probieren wollten? Oder das in seiner Aromatik zweifelhafte Safran, das Ihnen die Nachbarn aus dem Urlaub mitgebracht haben? Das beim letzten Grillabend entdeckte Steak-Rub? Hand aufs Herz: Wie viele Ihrer Gewürze benutzen Sie wirklich? Über die letzten zwei Jahrzehnte hat das Ansammeln von Döschen, Gläschen und Röhrchen zur geschmacklichen Abrundung der selbstgekochten Speisen vor kaum einer Küche haltgemacht. Unter dem Überfluss leidet nicht selten die Qualität. Diesem Problem sahen sich im Jahr 2005 auch Ute Bornholdt und Edgar Wolter gegenüber. Als sie von keinem der hiesigen Gewürzhändler eine Qualität beziehen konnten, die ihren Ansprüchen genügte, gründeten sie kurzerhand ihr eigenes Unternehmen – mit Erfolg! Für uns gehört Spirit of Spice heute zu den besten Erzeugern Deutschlands.

Schrebergartensalz, Oriental Orange, Wiener Melange oder Fire Wall – an Mut zu klangvollen Namen mangelt es Ute Bornholdt und Edgar Wolter nicht. Der Unterschied zu ihren ähnlich kreativen Kollegen von der großen Lebensmittelindustrie besteht allerdings darin, dass die Gewürzkompositionen von Spirit of Spice nicht nur halten, was ihre Namen versprechen, sie übertreffen die Erwartungen nicht selten sogar. Wer mit geschlossenen Augen die Nase in ein Glas mit „Pasta e basta“-Gewürz hält und tief einatmet, sieht sich vor dem geistigen Auge in einer florentinischen Trattoria sitzen, vor einem intensiv duftenden Teller Pasta versteht sich. Einen ähnlichen Effekt, wenngleich mit anderer lokaler Verortung, haben auch viele der anderen handgemischten Gewürzmischungen. Wer seine brandenburgische Kleingartenparzelle vermisst, der esse ein Butterbrot mit Schrebergartensalz und die Sehnsucht ist passé.

Wenn eine Gewürzlieferung in der Manufaktur im niederrheinischen Willich eintrifft, fällt Bornholdts und Wolters erster Blick auf die Analysezertifikate der Ware. Jedes Gewürz hat, wenn es bei Spirit of Spice zur Weiterverarbeitung eintrifft, zwei genaue Laboranalysen hinter sich gebracht. „Als gelernte PTA bin ich für mein Leben geprägt“, sagt Bornholdt. „Ich bin da total konservativ. Pilze, Pestizide etc. riecht und sieht man nicht, also lassen wir die Ware darauf analysieren. Im Laufe der Jahre haben wir allerdings ein gutes Netzwerk aus rund zehn bis zwölf vertrauenswürdigen Importeuren aufgebaut. Die sitzen alle in Deutschland und stehen in engem Kontakt zu den Bauern.“

Bornholdt und Wolter stellen bewusst die Qualität über die Masse. Das beginnt bei der Auswahl der Lieferanten und setzt sich fort beim Kontrollieren, Sortieren und Zusammenstellen der Gewürzmischungen. Da es sich bei den Gewürzen um Naturprodukte handelt, kann es durchaus vorkommen, dass hie und da einmal ein Stängel oder ein Blatt in die Lieferung gerät, das am Ende nichts in einem Premiumprodukt zu suchen hat. Sowohl dieses Aussortieren als auch das spätere Mischen der Gewürzkompositionen nehmen Bornholdt und Wolter händisch vor. Nur so können sie höchste Qualität garantieren, die nicht durch die mechanische Einwirkung von Maschinen beeinträchtigt wird. Lediglich zum Etikettieren der Mühlen und Gläschen greifen die beiden zu maschineller Unterstützung, da das Gewürz zu diesem Zeitpunkt ja ohnehin bereits sicher im Inneren verstaut ist. Eine große Auswahl an Salz-, Pfeffer- und Zuckersorten sowie unzähligen einzelnen Gewürzen ergänzt das Sortiment neben den Gewürzmischungen.

Dass all diesen Produkten keine Konservierungsstoffe, Riesel- und Fließhilfen beigemischt werden, ist Ehrensache für die Gewürzproduzenten. Ebenso dass in Sachen Einkauf, Verarbeitung und Umweltschutz – die gesamte Produktion erfolgt CO₂-neutral – keine Kompromisse gemacht werden. Festgehalten haben Bornholdt und Wolter dies in ihrem „Manifest für den guten Geschmack“, das auf der Internetseite eingesehen werden kann. Dass sie es mit der Kompromisslosigkeit durchaus ernst meinen, zeigt der freiwillige Verzicht auf die einst erreichte Bio-Zertifizierung: „Das reine EU-Biosiegel hat keine Qualitätsaussage für uns. Wir wären stattdessen gern Demeter- oder Bioland-zertifiziert. Aber auch das ist nicht so einfach. Das normale Bio war jedenfalls keine Option mehr für uns. Zum Teil kaufen wir Blüten aus dem Pharma-Großhandel, die haben dann Arzneimittelqualität, da gibt es gar keinen Bio-Anbau.“

Doch auch ohne Siegel – ebenso ohne wirkliches Budget für größere Marketing- und PR-Ausgaben – konnte sich Spirit of Spice in seiner nunmehr 18-jährigen Geschichte einen treuen Kundenstamm aufbauen. Dieser besteht zu einem Großteil aus Fachhändlern und der Gastronomie. Qualitätsbewusste Hobbyköche können die über 300 verschiedenen Produkte über den eigenen Onlineshop erwerben, im Lebensmitteleinzelhandel sind diese nicht zu finden. „Da nicht immer alles lieferbar ist und wir natürlich auch an die starken Preisschwankungen des Gewürzmarkts gebunden sind, können wir da keine ausreichende Kontinuität gewährleisten, insofern wir nicht an der Qualität schrauben wollen“, sagt Bornholdt. „Und das ist keine Option.“