Fritz Keller

„Wer Frucht haben will, soll an die Bar gehen“

Fritz Keller rollt fröhlich winkend mit seinem E-Mountain-Bike vor den Eingang der Vinothek des Weinguts Franz Keller in Vogtsburg-Oberbergen am Kaiserstuhl. Der Patron ist zwischenzeitlich „nur“ noch Winzer aus Leidenschaft. Hauptberuflich fungiert er seit September 2019 Jahres als Präsident des weltweit größten Sportverbands, des DFB.

Gault & Millau: Herr Keller, erinnern Sie sich an den ersten Schluck Wein Ihres Lebens?
Keller: Erinnern, nein, aber dieser Moment hat in unserer Familie Tradition. Wenn ein Kind geboren wird und mit seiner Mutter aus dem Krankenhaus nach Hause kommt, öffnet der Vater eine besondere Flasche, taucht seinen Finger in das Glas und streicht dem Baby einen Tropfen davon auf die Lippen. In meinem Fall öffnete mein Vater Franz eine Flasche Champagner.

Gault & Millau: Somit wurden Sie eher mit Traubenmost, Wein und Champagner aufgezogen, als mit Muttermilch?
Keller: Könnte man so sagen, ja. Wenn an Fest- oder Feiertagen zu Hause eine große Flasche aufgemacht wurde, durften wir Kinder immer am Glas riechen und kurz nippen. Most tranken wir ohnehin tagtäglich. Die Süße darin ist ja das Erste, was Kinder schmecken können. Bei manchen Erwachsenen hat sich daran bis heute nichts geändert, weil sie besonders gern süße Weine trinken. Ich sage immer: Wer Frucht haben will, soll an die Bar gehen. Im Weingut Franz Keller bauen wir unsere Weine fein und elegant aus. Dabei ist der richtige Zeitpunkt für die Lese entscheidend. Nichts ist schlimmer, als überreife, plumpe Weine. Ein qualitativ hochwertiger Wein schmeckt als Beere, genauso wie als Most und schließlich ausgebaut im Glas.

Gault & Millau: Wann haben Sie zum ersten Mal ein Glas Wein fachmännisch verkostet?
Keller: Daran kann ich mich in der Tat erinnern, als sei es gestern gewesen. Ich war sechs Jahre alt. Nach der Schule brachte ich meiner Großmutter, die tagtäglich in den Reben arbeitete, eine Tasche mit einer Flasche Wein, einer Flasche Wasser und ihrem Mittagessen in den Weinberg. Meine Eltern hatten damals eine Metzgerei, ein Gasthaus und somit wenig Zeit für mich. Also saß ich mit Oma Mathilde vor unserer Rebhütte, wir schauten hinab ins Tal und sie sagte zu mir: „So, Bübli, jetz‘ bisch in der Schul‘. Jetz‘ kanscht auch a Glas Wein trink’n“. Ich erinnere mich ganz genau: Es war eine Flasche Elbling (Anm.d.Red.: Eine stark säurebetonte Rebsorte) und ich erlitt quasi einen Säure-Schock. Trotzdem nahm ich einen tiefen Schluck und Oma erklärte mir, wie man den Wein professionell beurteilt. Sie wollte einen Sommelier aus mir machen.


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Foto: Fritz Keller © Marvin Zilm