„Man muss es ordentlich machen“

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Die Gault&Millau Hall of Fame 2022: Weingut Joh. Jos. Prüm

in unserem aktuellen Buch „Die besten Weine Deutschlands 2022“ haben wir erstmals in der langen Geschichte unserer Wein-Guides Deutschland zehn Weingüter mit der absoluten Höchstbewertung von fünf roten Trauben ausgezeichnet. Diese Winzer und ihre Erfolgsgeschichten möchten wir Ihnen in unserem Newsletter vorstellen. Heute geben wir Ihnen einen Einblick in das Weingut Joh. Jos. Prüm in Bernkastel-Wehlen an der Mittelmosel.

Sie gehören zu den erfolgreichsten generationsübergreifenden Familienduos der internationalen Weinwelt: Dr. Manfred Prüm und seine Tochter Katharina. In dieser Welt gilt zwar Manfred Prüm völlig zurecht als eine der größten Legenden des deutschen Weinbaus, doch ist die treibende Kraft im Weingut seit nunmehr über zehn Jahren Dr. Katharina Prüm, die äußerst umsichtig zusammen mit ihrem Vater die Geschicke dieses Ausnahme-Weinbaubetriebes lenkt.

Wer sich mit Manfred Prüm länger unterhält, hat vor allem den Eindruck, dass dieser Mann nicht 88 Jahre alt sein kann. Ein ungemein liebenswürdig blickender Herr mit schlohweißem Haar und einnehmendem Lachen. Im Hintergrund, durch die Fenster seines Jugendstilhauses, blickt man auf die bekanntesten Weinberge der Mittelmosel: Graacher Himmelreich, Zeltinger Sonnenuhr und Wehlener Sonnenuhr. Unglaublich steile Hänge, Schieferböden, auf denen jeder Schritt knirscht; es gibt wohl kaum bessere Lagen für Riesling auf diesem Planeten.

Mit ihm über Mosel-Riesling zu sprechen, ist, als würde man mit Pelé über Fußball, mit Mozart über Musik oder mit Pasteur über Chemie sprechen. Manfred und Katharina Prüm machen grandiose, enorm langlebige Rieslinge, viele davon für die Ewigkeit. Manfred Prüm hat nie etwas anderes gemacht. Und weil es früher auch Jahre gab, in denen der Mai zu kalt, der August zu mild und der September zu nass war, hat er in manchen Jahren überhaupt keinen Wein gemacht, jedenfalls keinen, der den Namen seines Weinguts tragen durfte.

Es ist leicht zu sagen, dass man auf Tradition setzt, dass Weinmachen viel mit Geduld und Gottvertrauen zu tun hat. Viel schwerer ist es in einer deutlich schnelllebiger gewordenen Zeit konsequent Weine zu produzieren, die ihren Höhepunkt womöglich erst in zehn, fünfzehn oder noch mehr Jahren haben werden und zu ertragen, dass diese Weine in ihrer Jugend bei Vergleichen mit Frühentwicklern anderer Provenienzen manchmal nicht ausschließlich Euphorie auslösen. Trotzdem, nichts zu ändern ist nicht leicht. Und doch fährt das Weingut, von Kennern in liebevoller Verehrung zugespitzt „JJ“ genannt, weiterhin unbeirrbar den Kurs der Beständigkeit des Guten.

Dies wurde bisher auch unter der Federführung von Katharina Prüm, Urenkelin des Gründers Johann Josef, nicht geändert – und so soll es laut der Winzerin auch in Zukunft bleiben. Der Generationswechsel vollzieht sich hier als harmonischer Übergangsprozess, man arbeitet miteinander und selbstverständlich wird auch weiterhin zu einhundert Prozent Riesling ausgebaut und sich dabei ganz auf die Vinifikation restsüßer Prädikatsweine konzentriert.

„Man muss es ordentlich machen“, sagt Manfred Prüm, wenn man ihn nach seiner Art des Weinmachens befragt. Es klingt dabei nicht so, als dass diese Riesling-Koryphäe konkret werden möchte. Es gibt kein alles erklärendes Geheimnis, welches im Keller des Weinguts nur Eingeweihten bekannt wäre. Das Geheimnis ist die Konstanz, die Kompromisslosigkeit, die Disziplin. Vater und Tochter neigen nicht zu Kompromissen, noch viel weniger neigen sie zu Abkürzungen, die vielleicht wirtschaftlich verlockend wären. Die wunderbaren Lagen, die Manfred und Katharina Prüm ihr Eigen nennen, sind dafür ganz einfach zu gut. Wie viele Wahrheiten ist auch diese im Kern recht schlicht: Manfred Prüm ist heute eine Weinlegende und Katharina auf dem besten Weg dorthin. Ein Vater, der es „einfach ordentlich“ macht und eine Tochter, die genau weiß, wie sie dieses Erbe weiterführen will.

Fotos: Ulrike Klumpp u.a.