„Ich weiß noch nicht, ob ich wiederkomme“

Düsseldorfer Spitzenkoch schließt sein Restaurant, um auf Weltreise zu gehen

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TEXT Anke Kronemeyer | FOTO Moritz Peters

Volker Drkosch ist 54 Jahre alt und steht seit 35 Jahren am Herd, hat sich schon sehr früh hohe Auszeichnungen erkocht und die über Jahre gehalten. Jetzt macht er einen Break. Er schließt sein Spitzenrestaurant „Dr. Kosch“ im Düsseldorfer Stadtteil Pempelfort, um gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin auf Weltreise zu gehen. Der genaue Abflug ist noch nicht im Detail geplant, die Richtung steht aber fest: Südamerika. Die Rückkehr ist offen.

Er gilt als der Aromenkünstler, als der Philosoph am Herd, der ungewöhnliche Geschmackskreationen auf dem Teller arrangiert und der im aktuellen Gault&Millau Restaurantguide 2023|24 mit zwei Hauben ausgezeichnet ist. Sein Motto im Restaurant ist die „kulinarische Poesie“. Und die spiegelt sich in jedem Gericht seiner fünf- oder sechs Gänge-Menüs wider. Egal, ob im Menü mit dem Titel „Big in Japan“, „Obelix im Schlaraffenland“ oder „Eat like a king, not a clown“.

Seine Vita als Koch ist beachtlich: Geboren im fränkischen Lauf an der Pegnitz machte er mit 19 seine Ausbildung im Königshof in München. Stationen im Colombi in Freiburg, bei Dieter Müller in Lerbach, im Tantris oder Tigerpalast folgten. Er wechselte von Berlin, Frankfurt, Rüsselsheim schließlich im Jahr 2009 nach Düsseldorf, um Küchenchef im damals angesagten Spitzenrestaurant „Victorian“ zu werden. Über all die Zeit kochte er mit den höchsten Auszeichnungen, die er dann auch im eigenen Restaurant „Dr.Kosch“ erreichte.

Mit all dem ist nun Schluss. Sein zukünftiges Leben dreht sich nicht mehr um Lebensmittel wie Daikonrettich, Nikkeigewürze, Teriyakisauce oder Petersilienwurzel, Wildschwein oder US-Beef. Sondern um die Fragen: Wohin will ich reisen, wie will ich dort leben, eventuell auch arbeiten? Denn Drkosch und seine Lebensgefährtin Susanne Schmitt, die ihren Blumenladen in der Düsseldorfer Innenstadt bereits verkauft hat, wollen während der Zeit auf Weltreise durchaus arbeiten. „Aber das muss ja nicht in Spitzenrestaurants sein,“ sagt Drkosch. Er könne sich auch vorstellen, sich sozial zu engagieren. Oder auf einer Kakao-Plantage mit anzufassen. „Wir wollen dort so arbeiten, dass wir uns unseren Lebensunterhalt verdienen und im jeweiligen Land immer die Sprache besser lernen.“ Im Moment stehen Länder wie Kolumbien, Ecuador, Bolivien, Argentinien, Urugay oder Patagonien auf der Liste. Die Mietwohnung in Düsseldorf wird zwar behalten, aber ob die beiden zurückkommen, steht zurzeit noch in den Sternen. „Ich kann mir nicht vorstellen, nach einem Jahr wieder nach Deutschland oder Düsseldorf zurückzufliegen, um dann erneut ein Restaurant zu öffnen.“

Es hat einige Zeit gebraucht, bis die Entscheidung gereift war. Die Corona-Pandemie hat viel dazu beigetragen. „Das war ein Riesen-Einschnitt.“ Drkosch hat damals angefangen, bundesweit Boxen mit seinen Gerichten zu vertreiben. Das Modell läuft immer noch, 20 Boxen gehen schon mal an einem Tag auf die Reise, Weihnachten und Silvester sogar 250. Gekocht wird donnerstags, freitags sind die Menüs beim Kunden. „Berlin, München, kleine Dörfer – alles dabei.“ Die Logistik liefert ihm das System von Getvoila. Nach der Pandemie hat er die Vier-Tage-Woche eingeführt. Das Restaurant hat an drei Abenden von donnerstags bis samstags geöffnet, mittwochs wird vorbereitet. Aber nichts war mehr wie vorher. Drkosch fühlt sich aktuell in einer „Zwischenphase“ seines Lebens – gesundheitlich top fit auch durch vier wöchentliche Besuche im Fitness-Studio, aber die Rente noch in der Ferne. Also eigentlich kann es da nur heißen: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Viele würden sich halt zu diesem Schritt nicht trauen, er wagt ihn gemeinsam mit Freundin Susanne, die gerade schon fleißig Spanisch lernt.

Aber noch wird in Düsseldorf gekocht. Der 16. Dezember ist der letzte Tag, danach werden die vorbestellen Boxen für die Feiertage versandfertig gemacht. Ab Januar werden dann die Reisepläne konkretisiert. Und dann steht bald das Abflugdatum für die Reise nach Bogota oder Buenos Aires auch wirklich fest. Erst einmal one way ohne Rückflugticket.