„Viele Kräuter kennen die meisten nur aus der Arznei“

Die besten Erzeuger Deutschlands: Dr. Jaglas

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TEXT Nick Pulina | FOTOS Dr.Jaglas

Im Ofen gebacken, als Pizzabelag oder blattweise in Vinaigrette getunkt – die Artischocke ist ein vielseitiges Gemüse. Dass man sie allerdings auch flüssig genießen kann, ist hierzulande ein Novum. Dr. Christina Jagla beweist in ihrem Betrieb das ungeheure aromatische Potential des Korbblütlers – auf Grundlage eines uralten Benediktinerrezepts. Durch die gemeinsam mit ihrem Vater erarbeiteten Kompositionen gehören sie und ihre Marke Dr. Jaglas zweifelsohne zu den besten Lebensmittelerzeugern Deutschlands.

Klangvolle Namen wie Tausendgüldenkraut, Pomeranzenschale und Angelikawurzel finden sich auf der Zutatenliste, überdies Baldrianwurzel, Lavendel, Zimtrinde und eben auch ein Produkt, das wohl nur die wenigsten in einem Digestif erwarten würden: die Artischocke. Dr. Jaglas Artischockenelixier ist nicht nur das repräsentative Zugpferd des Betriebs, sondern legte auch dessen Grundstein. Schon seit Jahrzehnten produziert Dr. Helmut Jagla in seiner Wuppertaler Apotheke einen Bitterlikör, der durch die Zugabe von Artischocke zu seinem Verkaufsschlager wurde.

„Ein Teelöffel nach dem Essen. Der perfekte Digestif“, stand damals noch auf den Flaschen, deren Inhalt irgendwo zwischen Arznei und Leckerei verortet war. Seitdem hat sich vieles getan. Immer mehr Kunden wurden auf das Elixier des heute 74-Jährigen aufmerksam. Als Jagla für einen treuen Kunden zusätzlich ein konzentrationsförderndes Elixier mit Ginseng produziert hatte, deutete seine Tochter die Zeichen der Zeit richtig und wagte den Schritt auf den gastronomischen Markt. Mit der Gründung von Dr. Jaglas im Jahr 2015 waren es diese beiden Produkte, die dem Erfolg des jungen Unternehmens die Weichen stellten.

Der Dritte im Bunde ist inzwischen eine weitere Variante: ein Elixier, das das Aroma von Ginseng mit dem „Superfood“ Maca vereint. „Das Besondere dabei ist, dass alle drei Elixiere auf demselben alten Rezept basieren“, sagt Christina Jagla. „Wir arbeiten auf der Grundlage einer Komposition aus einem Benediktinerkloster des 15. Jahrhunderts. Davon ausgehend hat mein Vater damals sein Artischockenelixier entwickelt.“ Natürlich wurde seitdem mit dem Rezept experimentiert, Bestandteile hinzugefügt, weggelassen oder in den Mengen variiert. Dabei rausgekommen sind drei geschmacklich vollkommen eigenständige Bitterliköre, deren gemeinsame Abstammung ihnen dennoch anzumerken ist.

„Der Wichtigste ist die Güte der Kräuter, die allesamt Arzneimittelqualität haben. Im Gegensatz beispielsweise zur Bioproduktion wird dabei nicht nur auf deren Anbaubedingungen geachtet, sondern auch das Endprodukt nochmals genauen Qualitätskontrollen unterzogen. Ansonsten dürften wir damit auch gar nicht in der Apotheke arbeiten.“

Zwar werden neue Kompositionen nach wie vor in der väterlichen Apotheke erarbeitet. Der promovierten Pharmazeutin ist es dabei jedoch besonders wichtig auf eines hinzuweisen: „Wir trennen den Apothekenbetrieb und Dr. Jaglas strikt voneinander. Deshalb ist mein Vater auch aus der gemeinsam gegründeten Firma wieder ausgestiegen. Wir dürfen und möchten für unsere Elixiere keine Wirkungsversprechen geben. Auch wenn sie zum Teil in Apotheken verkauft werden, sind sie Spirituosen und keine Medizin.“

Dennoch ist die Apotheke im Wuppertaler Stadtteil nach wie vor die Basis des Unternehmens: „Hier fing alles an. Zu Beginn habe ich hier auch noch als Apothekerin gearbeitet. Da haben wir tagsüber hinter dem Tresen gestanden und nachts an unseren Elixieren gefeilt. Wir hatten keine Investoren und irgendwie musste ja das Geld für unser Projekt reinkommen.“

Auch wenn der offizielle Firmensitz nach wie vor in Berlin angesiedelt ist, findet die gesamte Produktion in Wuppertal statt. Die einzelnen Tinkturen werden in Handarbeit hergestellt. Die Qualitätsprüfung und Zerkleinerung der Inhaltsstoffe, deren Mazeration und Komposition erfolgt in der väterlichen Apotheke, lediglich das finale Blending und die Abfüllung der Elixiere wird von einem externen Winzer vorgenommen. „Allerdings kennt auch er nicht die genaue Zusammensetzung der Kräuter, die Dauer der Mazeration und wie welche Tinktur genau produziert wurde. Die genauen Rezepte bleiben ein Familiengeheimnis.“

Mittlerweile ergänzen unter anderem ein Gin, der von demselben (ebenfalls geheim gehaltenen) Winzer gebrannt wird, ein Elixier aus Glühweinkräutern und ein alkoholfreier Aperitif das Sortiment von Christina Jagla. Besonders letzterer hat einen regelrechten Run auf ihre Produkte ausgelöst. Der s.g. ‚San Aperitivo‘ist das meistproduzierte Erzeugnis des ganzen Betriebs. Hier trifft das Aroma von Blutorange, Rosmarin und Holunderbeeren auf die feinherbe Süße von Hibiskusblüten. Besonders auf Eis mit einem Schuss Tonicwater ein Genuss – nicht nur für Fahrer!

Aufgrund des großen Erfolgs vom Hibiskus-Apéro sitzt das jaglasche Vater-Tochter-Gespann bereits an der Entwicklung des nächsten leberfreundlichen Elixiers: „Aktuell haben wir noch ein paar Probleme mit dessen Haltbarkeit, aber wir sind dran.“ Und wer einmal die ungeheure aromatische Fülle und Komplexität ihrer Elixiere – egal ob mit oder ohne Alkohol – erleben konnte, wird sicher sein: Auch diese Hürde werden sie nehmen.

Website: www.dr-jaglas.de